Ein starkes Netzwerk ist eine wertvolle Grundlage, um gute Lösungen zu entwickeln und auch als Ausbildungsinstitution immer weiter zu lernen. Seit 2009 bereitet die International Fire Academy Feuerwehren auf Einsätze in unterirdischen Verkehrsanlagen vor. Regelmässig bietet sie Feuerwehrführungskräften die Möglichkeit zum Austausch und sie steht bei Grossprojekten beratend zur Seite. Nun möchten wir auch hier zum Austausch untereinander anregen, indem wir in loser Folge Feuerwehren und Institutionen aus unserem Netzwerk vorstellen, die unsere Arbeit aus eigener Erfahrung bestens kennen.
Veiligheidsregio Zeeland (NL)
Die Provinz Zeeland (NL) verfügt über 64 Feuerwachen mit 1'200 Freiwilligen. Um sich auf Einsätze in den Tunneln Westerschelde und Sluiskil vorzubereiten, reisten 2014 erstmals Löschgruppen für den Brandeinsatz an die International Fire Academy und trainierten dort zusammen mit Kollegen der Berufsfeuerwehr der Hauptstandorte Koegors und Borsele. Der Westerschelde-Tunnel ist mit 6,6 km der längste Tunnel für den Strassenverkehr in den Niederlanden und stellt eine wichtige Verkehrsader zwischen Terneuzen und Ellewountsdijk dar. Der tiefste Punkt dieses Tunnels liegt 60 m unter dem Meeresspiegel.
LFS Baden-Württemberg (D)
Zwischen der International Fire Academy und der Landesfeuerwehrschule (LFS) Baden-Württemberg in Bruchsal besteht eine enge Zusammenarbeit. Bereits 2009 wurden gemeinsam die ersten Kurse zur Vorbereitung auf Einsätze in Strassentunneln durchgeführt. Zehn Jahre später kamen Kurse für Ereignisse in Bahntunneln hinzu. Ausgebildet werden jeweils Multiplikatoren, die ihr erworbenes Wissen und ihre Erfahrungen in ihre Feuerwehr weitertragen (vgl. Magazinbeitrag Landesfeuerwehrschule optimiert Tunnel-Multiplikatorenseminare). Auch bei der Entwicklung der Tunneleinsatzlehren haben Vertreter der LFS im Didaktik- und Entwicklungsteam der International Fire Academy mitgewirkt, damit die gemeinsam entwickelte Einsatzlehre auch für Baden-Württemberg passt.
Berufsfeuerwehr Brüssel (B)
Für mehr als eine Million Fahrten pro Tag nutzen Menschen in Brüssel die öffentlichen Verkehrsmittel. 75 km Tunnel verbinden die 69 Metrostationen. Hinzu kommen rund 10 km Tunnel für Strassenbahnen. Um sich auf Ereignisse in diesen unterirdischen Verkehrsanlagen vorzubereiten, startete die Berufsfeuerwehr Brüssel 2014 ihre Ausbildungen an der International Fire Academy mit einem Pilotkurs für 20 Ausbilder und Führungskräfte, auf den weitere Kurse folgten. Finanziert wurde die Ausbildung von den Brüsseler Verkehrsbetrieben STIB, die mit einem weiter steigendem Fahrgastaufkommen rechnet.
Zentrum Brandschutz der Bundeswehr (D)
60 Bundeswehr-Feuerwehren mit 600 Fahrzeugen sind in Deutschland für den abwehrenden Brandschutz in den Einrichtungen der Bundeswehr zuständig. Die rund 3’600 Feuerwehrangehörigen kümmern sich um Ereignisse auf den Flugplätzen, den Marinelandeanlagen, den Truppenübungsplätzen, den logistischen Einrichtungen sowie den wehrtechnischen und wehrwissenschaftlichen Dienststellen.
Für Einsätze in den Untertageanlagen hat das Zentrum Brandschutz der Bundeswehr Feuerwehrangehörige an die International Fire Academy entsandt.
Fire Department Seattle (USA)
14 Kollegen der Feuerwehr Seattle kamen Ende 2022 an die International Fire Academy, um Anregungen für die Entwicklung ihrer eigenen Tunneleinsatzlehre zu sammeln. Eine Woche lang testeten sie auf den Übungsanlagen in Balsthal und Lungern unter realitätsnahen Einsatzbedingungen Taktiken und Techniken der Schweizer Tunneleinsatzlehren. Die Inhalte der Lehren – insbesondere den Grundsatz «Löschen um zu retten» – diskutierten sie intensiv mit den Schweizer Kollegen im Taktikzentrum, um ihre eigenen Standardprozeduren zu entwickeln (vgl. Magazinbeitrag Feuerwehr Seattle testet Schweizer Tunneleinsatzlehre).
LFKS Thüringen (D)
Eine in Deutschland einzigartige Abfolge von 19 Tunnel- und Brückenbauwerken auf rund 30 km kennzeichnet die Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke VDE 8.1 durch Thüringen (D). Diese Strecke ist beispielhaft für die besonderen Herausforderungen durch die Verkehrsinfrastruktur dieses Bundeslandes. Die Ausbildung der Feuerwehrangehörige für Einsätze in Bahn- und Strassentunneln organisiert die Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule (LFKS) in Bad Köstritz in Kooperation mit dem Innenministerium (vgl. Magazinbeitrag Thüringer Feuerwehrschule nutzt Erlebnispädagogik in der Tunnelausbildung).
Derzeit werden jährlich rund 20 Führungskräfte verschiedener Feuerwehren als Multiplikatoren in Köstritz und an der International Fire Academy ausgebildet. Um den weit höheren Ausbildungsbedarf decken zu können, investiert das Land 27 Mio. Euro in einen Bahnübungstunnel.
Escola National de Bombeiros (PT)
Die Escola National de Bombeiros (ENB; die Nationale Feuerwehrschule Portugals) organisierte 2023 einen Intensivkurs Strassentunnel für Ausbilder der ENB, der autonomen Region Madeira und der Feuerwehr Lissabon in Balsthal. Für die Insel Madeira hatte dieser Kurs eine besondere Bedeutung, denn sie ist mit Tunneln durchzogen: Strassen- und Wanderwege führen durch 150 Tunnel auf 100 Kilometern Strecke. Der längste misst 3,2 Kilometern und verbindet die Gemeinden Faial und Santana. Besonders von Interesse für die Teilnehmer war die Vermittlung des Wissens, um die neuen Erfahrungen mit ihrem didaktischen Vorgehen zu verknüpfen (vgl. Magazinbeitrag Tunnelausbildung für Feuerwehren von Portugals «Insel der Tunnel»).
SFS Geretsried & SFS Regensburg (D)
Die älteste und die jüngste staatliche Feuerwehrschule (SFS) Bayerns organisieren die Ausbildung der Feuerwehrangehörigen für Einsätze in Bahn- und Strassentunneln. Die Lehrgänge gliedern sich in zwei Teile: Die Grundausbildung in Theorie und Praxis erfolgt an der jeweiligen Feuerwehrschule. Zu den Einsatzübungen reisen die Kursteilnehmer an die International Fire Academy, um die Übungstunnelanlagen zu nutzen.
Für ein landesweit einheitliches Vorgehen im Einsatz wurden Empfehlungen erarbeitet, welche die Grundzüge der Einsatztaktik und Mindeststandards darlegen.
Flughafenfeuerwehr am BER (D)
Die Werkfeuerwehr am BER Berlin rückt von ihren drei Standorten auf dem Flughafencampus zu rund 3'000 Einsätzen pro Jahr aus – von medizinischen Notfällen über Technische Hilfeleistung bis zu Brandeinsätzen (vgl. Magazinbeitrag Erfahrungen mit Virtual Reality in der Feuerwehr-Ausbildung am BER). Zum Einsatzgebiet gehört auch der 3 km lange Bahntunnel unter Terminal 1.
Auf Einsätze haben sich die Angehörigen der Werkfeuerwehr an der International Fire Academy und durch Schulungen am Standort vorbereitet. Seit 2024 verfügt die Flughafenfeuerwehr über eine eigene Übungsanlage mit zwei S-Bahn-Wagen, um die Brandbekämpfung und das Suchen & Retten von Reisenden zu trainieren.
Feuerwehren aus Hualien (TWN)
Die weiteste Anreise nach Balsthal hatten bisher Feuerwehrangehörige aus der Provinz Hualien in Taiwan. Annähernd 10'000 Kilometer fliegen die Delegationen jeweils in die Schweiz, um sich dort an fünf Tagen intensiv auf Einsätze in Strassentunneln vorzubereiten. Mit dabei immer ein Dolmetscher. Die Kurse sind mit 24 Teilnehmern jeweils komplett belegt. Neben der praktischen Ausbildung in Balsthal und Lungern nutzen die Gäste aus Taiwan die Möglichkeit zu Fachexkursionen, etwa zum Gotthard Strassentunnel.
Im April 2024 wurden Medien auf die Tunnel in Hualien aufmerksam, als dort Menschen nach einem schweren Erdbeben in Tunneln eingeschlossen waren.
Flughafenfeuerwehr München (D)
Seit 2014 ist die Flughafenfeuerwehr München mit 250 Feuerwehrangehörigen die grösste Werkfeuerwehr Bayerns (D). Von den beiden Wachen aus erreichen die Einsatzkräfte jeden Punkt der Flugbetriebsflächen in maximal 3 Minuten. Die Lage des Flughafens, annähernd 30 km vom Stadtzentrum Münchens entfernt, unterstreicht die Bedeutung der Anbindung per Strasse, Bahn und S-Bahn. Dadurch gehören mehrere Kilometer Bahnlinien zum Einsatzgebiet der Flughafenfeuerwehr. Die Schienenanbindung ist noch im Ausbau, so dass sich die Flughafenfeuerwehr auch auf wachsende Herausforderungen in den zukünftigen Tunnelanlagen vorbereitet.
Berufsfeuerwehr Dortmund (D)
Das Thema Brandbekämpfung in unterirdischen Verkehrsanlagen ist seit 2022 ein Schwerpunkt der Feuerwehr-Führungskräftefortbildung in Dortmund. Im ersten Jahr wurden vier Pilotseminare in Kooperation mit der International Fire Academy in Balsthal durchgeführt. Im Zuge der Fortbildungen überprüfte die Berufsfeuerwehr Dortmund auch ihre bisherigen Taktiken für Einsätze in unterirdischen Verkehrsanlagen und organisierte zusammen mit der DB Netz eine Übung am S-Bahnhof Dortmund Dorstfeld, um Planungen für entsprechende Ereignisse in der Praxis zu testen. Insgesamt umfasst die Berufsfeuerwehr Dortmund rund 1'100 Mitarbeiter für Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze.
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Über Einsätze, Lehrunterlagen, Technik, bewährte Einsatzmittel, Gefahren und andere feuerwehrrelevante Themen erfahren Sie mehr in unseren zahlreichen Magazinbeiträgen.