In Kooperation mit der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg hat die International Fire Academy erstmals Online-Elemente in die Tunnel-Ausbildung integriert, um den Praxisteil an den Präsenztagen in der Schweiz zu erhöhen. Grundlage für die Anpassungen war eine Befragung früherer Absolventen. Auf der Wunschliste standen: noch mehr Zeit für das praktische Üben auf den Anlagen sowie eine stärkere Unterstützung für die Ausbildung am Standort. Wir stellen das neue Konzept vor, das im Herbst 2022 eingeführt wurde.
Online-Vorkurs vermittelt erforderliches Fachwissen
Zwei Wochen vor der Anreise nach Balsthal beginnt das Multiplikatorenseminar mit einem Vorkurs. Die Teilnehmer treffen sich live online, so dass sie parallel zur Ausbildung zu allen Themen unmittelbar Fragen stellen können. Das kompakte Programm umfasst die Bauwerks- und Gefahrenlehre, die jeweilige Einsatztaktik (Bahn oder Strasse, je nach Schwerpunkt des Multiplikatorenseminars) sowie Organisatorisches. Neu tragen sämtliche gemeinsamen Lehrunterlagen die Kennzeichnung beider Institutionen: das Logo der International Fire Academy und das baden-württembergischen Landeswappen der Landesfeuerwehrschule.
Das zusätzliche Logo der Landesfeuerwehrschule weist die Präsentationen als offiziell genehmigte Lehrunterlagen aus.
Verschiedene Fachbegriffe wurden in den Ausbildungsunterlagen an den Sprachgebrauch in Baden-Württemberg angepasst.
Durch diese doppelte Urheberschaft werden die Vortragsfolien zu einer offiziellen Ausbildungsunterlage für alle Teilnehmer, die sie bei ihrer Arbeit am Standort nutzen können. In der Vorbereitung hatte die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg alle Aussagen und Fachbegriffe in den Vorträgen geprüft. Die Inhalte blieben gleich und entsprechen den Schweizer Tunneleinsatzlehren. Einzelne Fachbegriffe wurden jedoch für die neuen Multiplikatorenseminare an den Sprachgebrauch in Baden-Württemberg angepasst.
Präsenzkurs – ein Klappstuhl wäre eine Wohltat
Nach der Anreise am Vorabend stellen die Teilnehmer am ersten Morgen des Präsenzkurses ihre Einsatzbereitschaft bis 7:30 Uhr her, erhalten eine Sicherheitseinweisung und starten kurz nach 8 Uhr mit der ersten Einsatzübung. Der Plan ist eng getaktet. Es folgen Detaillektionen am Vor- und Nachmittag bis zur Tagesauswertung um 18:15 Uhr. Am nächsten Vormittag wird in intensiven Einsatzübungen geübt, geübt, geübt. Bei der Premiere dieses Programms kamen nicht wenige der Teilnehmer zeitweise an ihre physischen Grenzen. Manche hätten sich zwischendurch über eine Sitzgelegenheit gefreut.
Am Nachmittag des zweiten Tages bilden moderierte Planspiel-Übungen den Abschluss. Die Bilanz nach sechs zweitägigen Multiplikatorenseminaren in zwei Wochen war sehr positiv: Die Teilnehmer gaben dank der sehr praxisorientierten und einsatznahen Ausbildung an, nun mit Zuversicht in Bahn- respektive Strassentunneln in den Einsatz zu gehen. Und sie haben viel Wissen und Erfahrung gesammelt, das sie nun als Multiplikatoren weitergeben können.
Online-Nachkurs gibt Anregungen für die Ausbildung am Standort
Im Abstand von vier Wochen nach dem Aufenthalt in der Schweiz folgt der Online-Nachkurs. Er konzentriert sich darauf, wie die Multiplikatoren die Ausbildung an ihrem Standort gestalten können. Dazu gehören Hinweise wie beispielsweise die Zusammenarbeit mit Bahnunternehmen aussehen kann. Auch diese Lehrunterlagen stehen für die Arbeit in den Feuerwehren zur Verfügung. Den Multiplikatoren geben diese Ausbildungsunterlagen Sicherheit: Sie können davon ausgehen, dass sie mit ihren Reglementen konform gehen und damit ihr Vorgehen der herrschenden Lehrmeinung in Baden-Württemberg entspricht.
Die Teilnehmer gaben auch nach dem dritten und letzten Teil des Multiplikatorenseminars ein positives Feedback: Sie fühlen sich gut auf ihre Aufgabe als Multiplikatoren vorbereitet. Die zur Verfügung gestellten Lehrunterlagen werden als umfangreich, praxisorientiert und hilfreich erachtet, und unterstützen die Ausbildung am Standort.
20 Jahre Zusammenarbeit zu Einsätzen in Tunneln
Die International Fire Academy und die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg haben mit dem neuen Multiplikatorenseminar in ihrer mehr als 20jährigen Zusammenarbeit einen weiteren Meilenstein realisiert. Seit 2001 arbeiten die beiden Lehrinstitutionen zusammen, um die Feuerwehren bei Einsätzen in Tunneln zu unterstützen.
Seit 2011 organisiert die Landesfeuerwehrschule Ausbildungen für baden-württembergische Feuerwehren an der International Fire Academy. Vertreter der Landesfeuerwehrschule haben als Mitglieder im Didaktik- und Entwicklungsteam der International Fire Academy an der Entwicklung der Tunneleinsatzlehren Strasse und Bahn mitgewirkt, und die International Fire Academy hat ihrerseits den Arbeitskreis Tunnel in Baden-Württemberg unterstützt. Von den Ergebnissen dieser Zusammenarbeit profitieren auch Feuerwehren aus anderen Regionen. Die Entwicklung ähnlicher Seminare steht nun auch für weitere Landesfeuerwehrschulen offen. Auskunft dazu erhalten Sie von Marco Nigg.
