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Tiefgaragenbrand: «Man sieht nichts und hört’s nur knallen»

Einsatzleiter Andreas Gerber reflektierte seine Erfahrungen aus einen Tiefgaragenbrand in Aesch im Kanton Basel-Landschaft (CH) anlässlich des 10. Online-Forums. In diesem Beitrag fassen wir seine wesentlichen Erkenntnisse zusammen.

Der Tiefgaragenbrand in Aesch (CH)


Am 18. Januar 2023 brach in einer Tiefgarage in Aesch im Kanton Basel-Landschaft (CH) ein Brand aus. Andreas Gerber, Kommandant der zuständigen Verbundsfeuerwehr Klus, übernahm in der Anfangsphase die Rolle des «Of Front», also eines Offiziers, der unter Atemschutz die zum Löschen eingesetzten Kräfte führt. Beim Eintreffen der Feuerwehr quoll dichter schwarzer Rauch aus allen Öffnungen der betroffenen Tiefgarage unter einem Mehrfamilienwohnhaus. Was brannte, war unklar. Die Zufahrt befand sich auf der Rückseite des Gebäudes.

Vorgehen: Löschen und Entrauchen

Die ersten Massnahmen waren: Strassensperrung, Evakuierung des Wohngebäudes durch die Polizei, Löschangriff mit zwei Leitungen und Entrauchung der Tiefgarage mittels eines Grosslüfters, der nach der Ausrückkonzeption des Kantons Basel-Landschaft bei jedem Ereignis in einer unterirdischen Verkehrsanlage standardmässig aufgeboten wird. Dies war ein Erfolgsfaktor, resümiert Andreas Gerber. Bewährt habe sich auch der Einsatz von Schaum.

Erkenntnisse von der Front für Führung und Ausbildung


Andreas Gerber reflektierte seine Fronterfahrungen unter den Aspekten Führung und Ausbildung. Insgesamt erwies sich der Innenangriff als äusserst schwierig. «Man sah buchstäblich nicht die eigene Hand vor den Augen.» Die Wärmebildkamera war mit Russ beschlagen. «Wir wussten nichts, wir sahen nichts und wir hörten es nur laut knallen.» Selbst den Feuerschein habe man erst gesehen, als man unmittelbar vor dem Brandherd stand.

Diese Situation habe den weniger erfahrenen Einsatzkräften Angst gemacht, weil sie nicht wussten, dass die extrem lauten Geräusche von platzenden Reifen stammten. «Viele hatten auch die Bilder von Gretzenbach im Kopf, wo 2004 sieben Feuerwehrangehörige bei einem Tiefgaragenbrand ums Leben kamen.» Die Einsatzleitung beschloss deshalb, die Löschtrupps zu durchmischen. Den Kameraden der Miliz-Feuerwehr (Freiwilligen Feuerwehr) wurden Kollegen der Stützpunktfeuerwehr und der Berufsfeuerwehr Basel zur Seite gestellt, die mit derartigen Lagen vertraut waren und so mehr Sicherheit geben konnten.

Man kann sich auf ein paar Quadratmetern verlaufen

Eindrücklich schilderte Andreas Gerber, wie schwierig es war, sich in der verrauchten Tiefgarage zu orientieren. «Wir haben gelernt, dass man sich auch auf ein paar Quadratmetern verlaufen kann.» Bewährt habe sich, für die Rückwegsicherung die eigene Leitung zu nutzen. Sicherungs- oder Führungsleinen wurden nicht eingesetzt.

Eine einfache Führungsstruktur hat genügt

Obwohl es sich um einen herausfordernden Einsatz handelte, genügte laut Andreas Gerber eine einfache Führungsstruktur. Es wurden die üblichen Verfahren wie z. B. die Problemerfassung genutzt. Letztlich entscheidend war, so Gerbers Bilanz, Abschnitte zu bilden, in denen sich Führungskräfte auf ihre jeweilige Aufgabe konzentrieren konnten. Um den Gesamtüberblick zu behalten, war bei den Lagebesprechungen eine intensive Kommunikation und Abstimmung zwischen den einzelnen Abschnitten erforderlich.

Saugen allein brachte keine ausreichende Wirkung

Der Einsatz des Grosslüfters im «Saugmodus» brachte zunächst keinen ausreichenden Erfolg, weil offensichtlich nicht genügend Luft durch die Einlassöffnungen der Tiefgarage nachströmen konnte. Deshalb wurden zusätzliche kleine Lüfter vor diesen Einlassöffnungen in Stellung gebracht, was dann schnell zu einer Sichtverbesserung führte und die Hitze im Brandraum spürbar reduzierte. So konnten die Arbeitsbedingungen für die Einsatzkräfte erheblich verbessert werden.

Lageinformationen waren anfangs unzureichend

Gerade bei unterirdischen Verkehrsanlagen fehlen in der Anfangsphase wichtige Informationen, weil die Anlagen mehr oder weniger unübersichtlich sind. «Lange Zeit war unklar», resümierte Andreas Gerber, «was brannte. Nachdem ein Fahrzeugbrand festgestellt wurde, war erst immer noch ungesichert, ob eines oder mehrere Fahrzeuge in Brand waren und um welche Antriebsart es sich handelte.» Trotzdem – und auch dies gehöre in die Ausbildung – müssen Entscheidungen getroffen werden, selbst wenn wichtige Informationen noch fehlen. Aus diesem Grund versuchte die Einsatzleitung, «soweit möglich immer auch einen Plan B vorzuhalten, falls die getroffenen Massnahmen nicht die angestrebte Wirkung zeigen sollten».

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