© David Baatzsch

Was beeinflusst die Leistung eines Such- und Rettungstrupps im Tunnel?

Einsatzkräfte kommen in einem stark verrauchten Tunnel dank Suchstock schneller voran als ohne. Sobald sie ausreichend trainiert und mit dem Suchstock vertraut sind, geht es noch schneller. Das ist eines von vielen interessanten Ergebnissen einer Studie, die Karel Lambert von der Berufsfeuerwehr Brüssel mit Unterstützung der Universität Gent erstellt hat. Auch zum Luftverbrauch von Atemschutztrupps brachten die durchgeführten Versuche neue Erkenntnisse, die wir in diesem Magazinbeitrag kurz vorstellen. Der im Fire Safety Journal publizierte umfangreiche Forschungsbericht kann bis zum 4. Januar 2025 kostenfrei heruntergeladen werden.

Was beeinflusst die Leistung von Such- und Rettungstrupps?


Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit stand die Frage: «Welche Faktoren beeinflussen die Leistung von Atemschutzträgern bei einem Such- und Rettungseinsatz in einem Tunnel?»  Dazu wurden 35 Feuerwehrmänner der Brüsseler Berufsfeuerwehr in sieben Teams in einen 420 m langen Stollen geschickt. Sie hatten drei Aufgaben:

  • rund 400 Meter vorgehen bis zu einer Markierung,
  • dort im Umkreis von ca. 10 Metern eine Person finden und sie für die Rettung mit einer Schleifkorbtrage mit Rollen vorbereiten,
  • mit der 80 kg schweren Person auf der Schleifkorbtrage zurück zum Startpunkt gehen.

Den Feuerwehrmännern wurden die Augen verbunden. Für ihren Atemschutz nutzten sie Standard-Einflaschengeräte.

Luftverbrauch, Geschwindigkeit und Herzfrequenz

Die wichtigsten Daten, die in dieser Studie erhoben wurden, beziehen sich auf den Luftverbrauch, die Gehgeschwindigkeit im Tunnel hin zum «Einsatzort» und wieder zurück sowie die Herzfrequenz der Teilnehmenden. Ein Durchlauf wurde als erfolgreich bewertet, wenn alle Feuerwehrangehörigen eines Trupps ohne Nutzung ihrer Atemluftreserve wieder am Ausgangspunkt ankamen. 14 Teilnehmer erfüllten dieses Kriterium nicht. Im Folgenden stellen wir zwei wichtige Ergebnisse dieser Studie kurz vor.

Je schneller, desto weniger Gesamtluftverbrauch


Höhere Gehgeschwindigkeiten bedeuten mehr Anstrengung, weshalb die Luftverbrauchsrate (gemessen in l/min) steigt. Erwartet wurde dabei auch ein höherer Gesamtluftverbrauch je Versuchsdurchgang. Tatsächlich aber zeigte sich, dass dieser sinkt, weil die Trupps für die gestellte Aufgabe weniger Zeit benötigten. Karel Lambert zieht daraus den Schluss, dass die mit einem bestimmten Atemluftvorrat erzielbare Eindringtiefe deshalb entscheidend von der Gehgeschwindigkeit der Trupps bestimmt wird. Lambert plant weitere Versuche, bei denen die Einsatzkräfte auf Schotter gehen müssen. Er vermutet, dass sie dann langsamer vorankommen und insgesamt mehr Luft verbrauchen werden.

Suchstock-Training kann Suche beschleunigen

Auf dem Weg hin zum Einsatzort lag die Durchschnittsgeschwindigkeit der Feuerwehrangehörigen anfangs bei 0,39 m/s und steigerte sich mit der Zeit. Beim Rückweg erreichten sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,5 m/s. Dies wird in der Studie damit erklärt, dass die Feuerwehrangehörigen zunächst mit dem Suchstock vertraut werden mussten. «Wenn Trupps regelmässig mit dem Suchstock üben würden, wäre die Anpassungsphase wahrscheinlich weniger lang», so die Schlussfolgerung. «Sie würden damit schneller und es würde den Gesamtluftverbrauch reduzieren.»

Studie zum Download verfügbar


Die umfangreiche Dokumentation der Studie von Karel Lambert, in der alle Versuchsbedingungen und Ergebnisse dargestellt sind, kann bis 4. Januar 2025 bei Elsevier als Beitrag der Zeitschrift Fire Safety Journal kostenfrei heruntergeladen werden. Danach muss der Forschungsbericht kostenpflichtig erworben werden.

Weitere Publikationen von Karel Lambert

Karel Lambert arbeitet u. a. als Major bei der Brüsseler Feuerwehr, wo er sowohl Ausbildungsleiter als auch Verantwortlicher für eine der vier Kompanien ist. Mit seinem Unternehmen CFBT-BE bieten er und sein Team Ausbilderschulungen in Belgien und im Ausland an. Darüber hinaus ist Karel Lambert Gastprofessor an der Universität Gent und unterrichtet Brandschutzingenieure im Bereich der Brandbekämpfung. Zwei seiner Forschungsschwerpunkte sind die Ventilation und das Suchen & Retten. 2018 veröffentlichte er bereits eine Studie über die Verwendung von Überdruck-Ventilatoren zur Erzeugung eines Luftstroms in U-Bahn-Stationen.

Weitere Publikationen von Karel Lambert können auf der Website von CFBT-BE in mehreren Sprachen heruntergeladen werden.

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