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Das Didaktik- und Entwicklungsteam (DET)

Das Didaktik- und Entwicklungsteam, kurz DET, ist für die Entwicklung der Einsatzlehre der International Fire Academy verantwortlich und definiert die didaktischen Grundsätze. Es setzt sich aus erfahrenen Feuerwehrangehörigen und Experten für den Bau und Betrieb von Verkehrstunneln zusammen.

Erst lernen, dann lehren


Der taktische Grundsatz «Löschen um zu retten» gilt heute als selbstverständlich. Ihn zu entwickeln dauerte allerdings viele Jahre. Denn 2001, als sich das Interkantonale Feuerwehr Ausbildungszentrum erstmals mit dem Thema Tunnel befasste, herrschte bei den Feuerwehren noch allgemeine Ratlosigkeit, wie bei Tunnelbränden vorzugehen sei. Deshalb wurde das DET eingesetzt, das schnell erkannte: Bevor wir eine Lehre entwickeln können, müssen wir erst einmal selbst lernen. Dazu besuchten die DET-Mitglieder zunächst jene Feuerwehren, die Erfahrungen mit Tunnelbränden gesammelt hatten, beispielsweise die Schadenwehr Gotthard. Deren Einsatzkräfte berichteten, dass die Arbeitsbedingungen auf der Anströmseite (zum Beispiel beim LKW-Grossbrand am 24. Oktober 2001) weniger schlimm waren, als es Bilder von der Einsatzstelle vermuten liessen. Die erste wichtige Erkenntnis war denn auch: Die Feuerwehren sind nicht machtlos; sie können etwas ausrichten.

Funktionsweise und Betrieb von Tunneln verstehen

Um die konkreten Einsatzerfahrungen einzelner Feuerwehren zu einer allgemeingültigen Lehre weiterentwickeln zu können, mussten die DET-Mitglieder Tunnelbauwerke, ihren Betrieb und die möglichen Schadenprozesse verstehen lernen. Wie schnell können sich Feuer und Rauch ausbreiten? Wie wirken die unterschiedlichen Arten von Lüftungen? Wie können seitliche Zugänge, Querverbindungen und Sicherheitsstollen taktisch genutzt werden? Wie verhalten sich Tunnelnutzer im Brandfall? Um Antworten zu finden, wurden Fachliteratur und Berichte über Brandversuche aus der Perspektive der Feuerwehren ausgewertet und unzählige Gespräche mit Tunnelkonstrukteuren, Lüftungsexperten und Tunnelmanagern geführt. Als äusserst hilfreich erwies sich hier, dass das Schweizer Bundesamt für Strassen (ASTRA) von Beginn an im DET mitwirkte und den Feuerwehrangehörigen die Tore zur komplexen Welt der Strassentunnel öffnete. So konnten DET-Mitglieder 2007 beispielsweise an Tests der neuen Rauchabsauganlagen im Gotthard-Strassentunnel teilnehmen.

«Rein und löschen!»

Es brauchte viele Monate des Lernens und viele Diskussionen, bis sich eine klare Vorstellung über das bestmögliche Vorgehen bei Brandeinsätzen in Strassentunneln entwickelte. 2001 hatte noch grosse Ungewissheit geherrscht, ob Feuerwehren überhaupt etwas gegen Tunnelbrände ausrichten können. 2007 war das DET dann überzeugt: Je schneller der Brand gelöscht wird, desto schneller wird die Rauchbildung gestoppt und desto eher werden die Bedingungen für Selbst- und Fremdrettung verbessert. Also: Nicht zögern, sondern auf der Anströmseite zügig einfahren und schnellstmöglich den Brand löschen!

Gemeinsam klären, was keiner allein genau weiss

Neben den taktischen Grundsätzen waren und sind auch heute noch unzählige Details zu klären, etwa ob, wann und wie Schienenfahrzeuge von der Feuerwehr zu keilen sind. Das ist ein typisches Beispiel für Fragen, auf die es je nach Perspektive ganz unterschiedliche Antworten geben kann. Deshalb hat sich das DET für die Entwicklung der Einsatzlehre für Bahntunnel mit Vertretern von Eisenbahn-Infrastrukturbetreibern verstärkt. Zudem steht das DET im ständigen Austausch mit dem Bereich Ausbildung der International Fire Academy. Denn zum einen muss die Lehre praktisch vermittelbar sein und von den Kursteilnehmern angenommen werden. Zum anderen entstehen viele neue Ideen aus dem Ausbildungsbetrieb heraus, etwa die Nutzung von Markierleuchten.

Ein Gremium, das nie abstimmt


Im DET wird grundsätzlich nie abgestimmt. Denn was nützte beispielsweise ein taktischer Grundsatz, den – im Extremfall – 51 % für richtig und 49 % für falsch erachten? Also wird im DET immer so lange und mitunter sehr(!) engagiert debattiert, bis eine für alle Mitglieder akzeptable Lösung gefunden ist. Denn es sind nicht nur die Bedürfnisse des Einsatzes, sondern auch Aspekte wie z. B. die praktische Umsetzung, der jeweils erforderliche Ausbildungsaufwand und die Kosten zu berücksichtigen. Von Beginn an strebte das DET danach, alle Einsatzaufgaben ohne spezielle Fahrzeuge oder Geräte bewältigen zu können.

Didaktischer Grundsatz: «Lernen lassen!»

Selten besteht Diskussionsbedarf hinsichtlich des wichtigsten didaktischen Grundsatzes: «Lernen lassen!». Folgerichtig konzipierte das DET die Tunnel-Übungsanlagen der International Fire Academy als Lern- und Erfahrungswelten, in denen die Kursteilnehmer unter realitätsnahen Bedingungen selbst erleben können, vor welche Herausforderungen sie bei Einsätzen in UVA gestellt werden und wie sie diese bewältigen können. Und: Wer lernen soll, muss auch Fehler machen dürfen. Deshalb hat sich das DET stets für Übungsbedingungen ausgesprochen, unter denen einfache Fehler keine schwerwiegenden Folgen haben können.

Die Mitglieder des DET


Die Mitglieder des DET werden von der Geschäftsführung der International Fire Academy in dieses Gremium berufen. Aktuell (Stand 16.12.2019) sind folgende Personen aktive Mitglieder:
Brauner Christian, International Fire Academy, Leiter DET
Bänziger Jürg, Feuerwehrinspektor Kanton Schaffhausen
Berchtold Daniel, Stv. Geschäftsführer, International Fire Academy
Dietz Werner, Ehemaliger Feuerwehrinspektor Kanton Basel-Stadt
Fink Thomas, Leiter Akademie für Gefahrenabwehr, LFS Baden-Württemberg
Graf Vinzenz, Feuerwehrinspektor Kanton Luzern
Grenacher Markus, Feuerwehrinspektor Kanton Solothurn
Helfer Martin, Feuerwehrinspektor Kanton Fribourg
Hofmann Roald, Stab Sicherheit / Risikomanagement, Rhätische Bahn AG
Kummer Urs, Geschäftsführer, International Fire Academy
Luginbühl Peter, Fachexperte Bahnanlagen, Kanton Bern
Mariéthod Bernard, Fachspezialist Operative Sicherheit, Bundesamt für Strassen
Megert René, Leiter Betriebsführung, Schweizerische Südostbahn AG
Mundwiler Hans, Ehemaliger Kommandant Berufsfeuerwehr Zürich
Schneider Christoph, Abteilung Sicherheit, Bundesamt für Verkehr
Spichale Martin, Leiter Intervention Fläche Mitte, Schweizerische Bundesbahnen AG
Stampfli Werner, Feuerwehrinspektor Kanton Basel-Landschaft
Wernli Marianne, Leiter Ausbildung, International Fire Academy

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Ihr direkter Kontakt

Christian Brauner

Leiter Didaktik- und Entwicklungsteam

Leiter Didaktik- und Entwicklungsteam Christian Brauner