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Tunnelbrand-Statistik

Es gibt keine amtliche Statistiken über Brände in unterirdischen Verkehrsanlagen. Um dennoch eine Vorstellung von den Ereignishäufigkeiten zu gewinnen, erfasst die International Fire Academy alle Brandereignisse in Strassen- und Bahntunneln, über die von deutschsprachigen Medien berichtet wird. Diese Seite gibt einen Überblick der statistischen Auswertungen mit Stand 31. Oktober 2019.

Die Erfassungskriterien


Die Tunnelbrand-Statistik der International Fire Academy erfasst alle Ereignisse in Strassen- und Bahntunneln, zu denen die Feuerwehr alarmiert wurde und über die wir Berichte in deutschsprachigen Online-Medien gefunden haben. Deshalb gibt die Statistik nur an, wie viele Ereignisse mindestens eingetreten sind.

Registriert werden Ereignisse in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Gezählt werden alle Ereignisse, die zu einer Alarmierung der zuständigen Feuerwehren führten. Darunter fallen auch Fahrzeugbrände, bei denen es dem Fahrer gelang, noch aus dem Tunnel auszufahren.

3,3 Brandereignisse pro Monat


Im Zeitraum vom 1.1.2012 bis 31.10.2019 wurden in den drei Ländern Schweiz, Deutschland und Österreich 271 Ereignisse in Strassen- und Bahntunneln registriert. Dies entspricht etwa 3,3 erfassten Ereignissen pro Monat. Im Vergleich zu anderen Einsatzarten ist diese Ereignishäufigkeit zwar gering, aber doch so hoch, dass Tunnelbrandeinsätze kaum mehr als selten gelten können. Insbesondere in den stark befahrenen Strassentunneln wurden sogar mehrere Ereignisse beobachtet, z. B. elf Ereignisse im Gotthard-Strassentunnel und vier im Engelbergtunnel bei Stuttgart.

Bei der Interpretation der Statistik ist Vorsicht geboten, da die verfügbaren Ereignisberichte oft unvollständig und ungenau, teils sogar widersprüchlich sind. Als gesichert kann jeweils allein die Tatsache angesehen werden, dass eine Feuerwehr zu einem Tunneleinsatz alarmiert und darüber berichtet wurde.

Wegen ihrer Lückenhaftigkeit erlaubt die Statistik keine Aussagen über die Zu- oder Abnahme der Ereignishäufigkeiten, zumal die Berichterstattung über Ereignisse mit geringen Ausmassen eher zufällig ist. Fahrzeugbrände, die nicht zu gravierenden Schäden oder erheblichen Verkehrsbehinderungen führen, können von Medien gänzlich unbeachtet bleiben, auch wenn es sich aus Sicht der involvierten Feuerwehren um durchaus kritische und schwierige Einsätze handelte. Umgekehrt können selbst Fehlalarme grosse Schlagzeilen produzieren, wenn sie zu einem grossräumigen Verkehrschaos führten.

3/4 Strasse, 1/4 Schiene


Trotz aller Unzulänglichkeit zeigt die Statistik über den mehrjährigen Beobachtungszeitraum doch erste stabile Tendenzen: So entfallen rund drei Viertel aller Ereignisse auf Strassentunnel (199 Fälle) und ein Viertel auf Bahntunnel (72 Fälle). Bei Letzteren handelt es sich weit überwiegend um U- oder S-Bahnstrecken. Hier fallen häufige Berichte über Brände von Müll oder elektrischen Anlagen auf; Brände in Schienenfahrzeugen sind eher selten. Von den Brandereignissen in Strassentunneln entfallen rund 69 % auf Personenwagen und 27 % auf Lastwagen. In acht Fällen (4 %) waren Reisebusse betroffen.

Neun Todesopfer, tausende Betroffene


Die – wie erwähnt unvollständige – Statistik der International Fire Academy registriert seit Anfang 2012 neun Todesopfer. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass Tunnel sicherer geworden sind. Denn von 1999 bis 2006 kamen allein bei den Bränden im Mont Blanc-, Tauern-, Gotthard- und Via Mala-Strassentunnel insgesamt 71 Menschen ums Leben.

Bei insgesamt 8 Ereignissen waren, den Medienberichten nach, jeweils mehr als eintausend Menschen direkt betroffen. Sie wurden evakuiert oder mussten flüchten oder betreut werden. Davon entfielen sieben Ereignisse auf U-Bahnen. Im Bereich Strasse gab es nur ein solches Ereignis: Im Hamburger Elbtunnel brannte im Dezember 2015 ein LKW aus. Zahlreiche Menschen mussten flüchten oder sassen stundenlang in mehr als 50 km langen Staus fest.