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Feuerwehren von Pumpspeicherkraftwerk trainieren in einer Übungstunnelanlage

Das «Herz» von Pumpspeicherkraftwerken befindet sich tief im Inneren eines Berges: In einer Kaverne sind Pumpen und Turbinen in riesigen Hallen installiert. Die Zufahrtsstollen sind meist mehrere Hundert Meter lang. Einzelne Betriebsfeuerwehren haben die Gemeinsamkeiten ihrer Anlagen mit anderen unterirdischen Verkehrsanlagen wie Tunneln erkannt. Sie nutzen die Ausbildungsinfrastruktur der International Fire Academy in Lungern sowie deren Lehren für ihre Einsatzvorbereitung.

Grosse Eindringtiefen als zentrale Gemeinsamkeit


Bei einem Brand sind lange Wege zum Einsatzort für Feuerwehrangehörige extrem anstrengend und besonders gefährlich. Weil es dabei darum geht, in verrauchte Bereiche einzudringen, hat die International Fire Academy den Begriff der «Eindringtiefe» definiert. Sie bezeichnet die Weglänge vom sicheren Bereich eines Bauwerks bis zum Arbeitsbereich der Feuerwehr. Als «gross» wird die Eindringtiefe bewertet, wenn diese Strecke mehr als 80 m lang ist.

In einem Pumpspeicherkraftwerk können sich solche Eindringtiefen beispielsweise bei einem LKW-Brand in einem Zufahrtsstollen ergeben oder bei einem Brand in einer Kaverne von mehr als 80 m Länge, soweit es keine seitlichen Zugänge gibt. Die Tunnel-Einsatzlehren der International Fire Academy zeigen, wie solche grossen Eindringtiefen bewältigt werden können.

Üben bei Dauerbetrieb im Kraftwerk

Pumpspeicherkraftwerke spielen eine wichtige Rolle für eine stabile Stromversorgung. Sie gleichen beispielsweise die Schwankungen in der Stromproduktion mit regenerativen Energien aus Wind und Sonneneinstrahlung aus. Um eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können, sind die Kraftwerke ohne Unterbrechung am Netz.

Für Feuerwehrangehörige bedeutet dies eingeschränkte Übungsmöglichkeiten, denn der Betrieb der Anlage darf weder gestört noch unterbrochen werden. Grundsätzlich können alle erforderlichen Handgriffe im Kraftwerk trainiert werden, ebenso die Kommunikation und die Orientierung. In einem Kraftwerk der Schluchseewerk AG war auch ein Verrauchungsversuch möglich, der von der International Fire Academy beratend begleitet wurde.

Ein Löschangriff und die Wärmebelastung bei einem Brand können in einem Pumpspeicherkraftwerk jedoch nicht dargestellt werden. Hierfür sind spezielle Übungstunnelanlagen geeignet, die realitätsnahe Einsatzbedingungen bieten.

«Das fühlt sich an wie bei uns»


Ähnlich wie ein Pumpspeicherkraftwerk befindet sich die Übungstunnelanlage der International Fire Academy in Lungern tief im Berg. Auf Angehörige der Kraftwerksfeuerwehren wirkt das Ambiente unmittelbar vertraut. Doch entscheidend für die Eignung als Übungstunnelanlage sind andere Aspekte. Im Kern geht es darum, beim praktischen Ausbilden die relevanten Einsatzbedingungen erfahrbar zu machen. An erster Stelle steht die grosse Eindringtiefe. Diese kann in Lungern auf unterschiedliche Weise realitätsnah erlebt werden. Hierzu gehören auch unebene, rohe Untergründe in einem Stollen mit Steigung. Durch solche Zugänge wächst die Anstrengung für die Einsatzkräfte zusätzlich.

Als weitere Einsatzbedingung kommt die Arbeit in verrauchten Bereichen hinzu, was nur bedingt und mit hohem Aufwand in einem Kraftwerk dargestellt werden kann. In der Übungstunnelanlage gehört das Verrauchen der Angriffswege mit künstlichem Rauch zum Standard. Im Rauch müssen die Kursteilnehmer erkunden sowie Personen suchen und retten. Zu den Detaillektionen und den Einsatzübungen gehört schliesslich auch der Löschangriff, wobei die Wärmebelastung durch gasbetriebene Brandstellen erfahrbar gemacht wird.

Genau das üben, was im Einsatz zu tun wäre

In den Kursen an der International Fire Academy sollen die Teilnehmer alles trainieren können, was sie im Einsatz leisten sollen. Dies verlangt, mit genau jener Ausrüstung zu üben, die den Einsatzkräften in ihrem Kraftwerk zur Verfügung steht. Deshalb brachte die Betriebsfeuerwehr der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) in den ersten Jahren ihre Kreislaufgeräten in die Übungstunnelanlagen der International Fire Academy mit. Inzwischen hat diese Feuerwehr auf Zweiflaschengeräte und das Quick-Fill-System umgestellt. Es besteht aus grossen Druckluftspeichern, an denen die Atemluftflaschen direkt und sehr schnell gefüllt werden können, ohne das Atemschutzgerät vom Rücken nehmen zu müssen. So kann sichergestellt werden, dass auch für den Rückweg stets ausreichend Atemluft zur Verfügung steht. Im Kraftwerk Oberhasli stehen eine fest installierte und zwei mobile Stationen zur Verfügung. Eines dieser mobilen Geräte wurde im Kurs in Lungern genutzt, um das schnelle Auffüllen der Flaschen unter einsatznahen Bedingungen zu üben.

Feuerwehren profitieren vom Erfahrungsaustausch


Nimmt ein Sicherheitsbeauftragter eines Pumpspeicherkraftwerks oder der Kommandant der Betriebsfeuerwehr Kontakt zur International Fire Academy auf, wird meist zunächst ein Besuchstermin vereinbart: Das Kennenlernen wird entweder mit einer Begehung des Kraftwerks verbunden – wie jüngst in Vianden. Oder die Übungstunnelanlage in Lungern wird als Treffpunkt vereinbart, wie bei der Betriebsfeuerwehr der KWO.

Die Ausbildung kann sowohl für den laufenden Betrieb als auch für die Bau- oder Ausbauphase eines Kraftwerks erfolgen. Denn auch in der Bauphase ergeben sich viele Parallelen zum Bau von Strassen- oder Bahntunneln. Die Feuerwehren profitieren bei ihren Problemstellungen von dem regelmässigen Erfahrungsaustausch über verschiedenste unterirdische Verkehrsanlagen an der International Fire Academy. Dadurch sind unterschiedlichste Herausforderungen und Lösungsansätze bekannt. Hinzu kommen das Wissen und die Erfahrungen der Miliz-Instruktoren, zu denen beispielsweise auch ein Ausbilder und Offizier der Betriebsfeuerwehr der KWO gehört.