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Einsatzbericht Lastwagenbrand mit Gefahrgut im Tauerntunnel

Am 28. November 2020 wurde die Feuerwehr Zederhaus (A) zu einem LKW-Brand im Tauerntunnel alarmiert. Vor Ort riefen Gefahrguttafeln und ein gewaltiger Knall böse Erinnerungen an den Grossbrand im Mai 1999 wach. Damals waren zwölf Menschen ums Leben gekommen. Dieses Mal aber verlief der Einsatz weit weniger dramatisch als nach dem ersten Schreck befürchtet. Wir sprachen mit dem Kommandanten der Feuerwehr Zederhaus und Einsatzleiter Harald Pfeifenberger.

Erste Meldung: LKW-Brand


Für den Ersteinsatz im Tauerntunnel sind die Freiwilligen Feuerwehren Flachau (Nordportal) und Zederhaus (Südportal) zuständig. Der Alarm, berichtet uns Harald Pfeifenberger, ging um 06:00 Uhr ein. Noch während der Anfahrt zur Einsatzstelle informierte die Tunnelzentrale, dass in einer Entfernung von 2,2 km vom Südportal ein LKW brenne. Der Chauffeur des Lastzuges habe den Sattelauflieger abgekuppelt und sich mit der Zugmaschine in Richtung Nordportal in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehr Zederhaus fuhr daraufhin mit ihrem Vorausrüstfahrzeug (VRFA) und ihrem Rüstlöschfahrzeug (RLFA) in den Tunnel ein. Das VRFA erreichte die Einsatzstelle um 06:10 Uhr.

Gefahrgut und ein gewaltiger Knall


Die Anfangslage stellte sich für Harald Pfeifenberger so dar: Der Sattelauflieger stand in einer Pannenbucht und brannte bereits stark. Am Heck war eine Gefahrguttafel für brennbare Flüssigkeiten zu erkennen. Beide Röhren waren gesperrt und alle Verkehrsteilnehmer, soweit bekannt, bereits ausgefahren. Sofort habe man mit der Brandbekämpfung begonnen. «Dann gab es plötzlich einen gewaltigen Knall. So heftig, dass ihn sogar die Kameraden vor dem Portal hörten und wir drinnen eine starke Druckwelle abbekamen.» Für die älteren Kameraden aus Zederhaus sei der Schreck besonders gross gewesen, weil er sie an ihren dramatischen Einsatz im Mai 1999 erinnerte. Auch damals hatte ein Gefahrguttransporter gebrannt. Es hatte heftige Explosionen gegeben. Zwölf Menschen kamen ums Leben. Vier LKW-Fahrer hatte die Feuerwehr Zederhaus aus dichtem Rauch gerettet. Dabei waren die Einsatzkräfte selbst phasenweise in grösste Gefahr durch Hitze und Rauch gekommen. Diesmal aber, so Harald Pfeifenberger, «erwies sich die Lage nach dem ersten Schreck als überschaubar.» Ursache des Knalls war das Platzen eines Reifens am Sattelauflieger.

«Schnell löschen und viel, viel Wasser»


Um den Brand möglichst schnell unter Kontrolle zu bringen, liess Harald Pfeifenberger im Erstangriff zwei Leitungen für Löschwasser mit Netzmittel aufbauen: die eine Leitung vom VRFA, das mit einer Hochdrucklöscheinrichtung ausgestattet ist; die andere von einem Wandhydranten in der Pannenbucht, der ebenfalls Hochdruck liefert. «In so einer Situation gilt: Schnell löschen und viel, viel Wasser.» Entsprechend wurden die nachrückenden Kräfte aus Zederhaus und Flachau mit weiteren vier Rohren zur Brandbekämpfung und zur Strukturkühlung eingesetzt. Um 06:39 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Um 07:49 Uhr konnte die Einsatzleitung «Brand aus!» melden.  

Ladung: 19 Tonnen Desinfektionsmittel


Wie sich nach und nach herausstellte, hatte die Ladung des Lastzuges aus 19 Tonnen Desinfektionsmittel bestanden: 70prozentiges Propanol war in kleinen Sprühfläschchen für die Handdesinfektion und in Gebinden bis zu einem Liter verpackt. Um den Brand löschen zu können, mussten die Gebinde auseinandergezogen werden. Als entsprechend aufwändig erwiesen sich das Einsammeln und der Abtransport der weit verstreuten Ladung, wozu ein Radlader des Tunnelbetreibers ASFINAG eingesetzt wurde. Um 12:20 Uhr konnte die Feuerwehr Zederhaus den Einsatz beenden. Die auf der Nordseite stationierte Feuerwehr Flachau wurde früher schon zurückgezogen, weil sich die beiden Tunnelfeuerwehren wegen der aktuellen Corona-Pandemie möglichst nicht nahekommen sollten.

Hilfreich: Frühe Information, wirksame Lüftung


Als sehr hilfreich wertet Harald Pfeifenberger die Informationen der Tunnelzentrale. Es sei gut gewesen, bereits auf der Anfahrt zu wissen, dass sich der LKW-Chauffeur selbst hatte in Sicherheit bringen können. Dieser habe sich im Übrigen vorbildlich verhalten. Bevor er die Zugmaschine abkuppelte und damit Richtung Norden flüchtete, hatte er versucht, den Brand mit zwei Feuerlöschern zu ersticken. Das sei aber leider ebenso erfolglos gewesen wie weitere Löschaktionen eines anderen LKW-Fahrers, der spontan angehalten hatte und ebenfalls Feuerlöscher einsetzte. Dass Gefahrgut geladen war, konnte erst vor Ort erkannt werden, bedauert Pfeifenberger. Am Sattelauflieger war lediglich eine einfache Warntafel angebracht.

Kaum Probleme habe die Verrauchung bereitet: Dank der leistungsfähigen Querlüftung des Tauerntunnels sei der Tunnel auf der Abströmseite nur wenige Meter weit verraucht worden, berichtet Harald Pfeifenberger: «Auf der Anströmseite war es trotz der starken Rauchentwicklung immer rauchfrei.»

Schäden am Tunnel wurden begrenzt


An den Elektroinstallationen, heisst es im Einsatzbericht, entstanden erhebliche Schäden. Die Schäden am Bauwerk konnten hingegen, dank intensiver Strukturkühlung begrenzt werden, resümiert Einsatzleiter Pfeifenberger. So kommuniziert es auch die ASFINAG als Betreiber des Tunnels in einer Pressemitteilung: Das richtige Verhalten des LKW-Fahrers, der schnelle Einsatz der Feuerwehr, deren gute Zusammenarbeit mit den ASFINAG-Mitarbeitern und die modernen Sicherheitseinrichtungen im Tunnel hätten wesentlich dazu beigetragen, dass die Schäden im Tunnel gering geblieben sind. So konnte der Tunnel bereits zehn Stunden nach dem Alarm der Feuerwehr wieder für den Verkehr freigegeben werden.